Podcast Literatur und Feuilleton – Folge 015: Antikriegsliteratur

Das Foto zeigt einen Protestmarsch in Boston gegen den Vietnamkrieg im Jahr 1970, geschossen von Nicholas DeWolf. Die Demonstranten fordern u. a. den Abzug der US-amerikanischen Truppen aus Südostasien und die Freilassung der Bürgerrechtlerin Angela Davis.

„All this happened, more or less. The war parts, anyway, are pretty much true.“ Kurt Vonneguts Roman The Slaughterhouse-Five or The Children’s Crusade beginnt mit einer Aussicht auf das, was sich in der Menschheitsgeschichte immer wiederholt: Krieg… Ein Wort, das in den allermeisten Menschen Unbehagen, Angst, Trauer oder Wut auslöst. Zerstörung, Bombardierung, Massaker, Lebensmittelknappheit, posttraumatische Belastungsstörung, Verzweiflung. Diese Wörter werden mit Krieg assoziiert. Krieg ist ein komplexes und verheerendes Ereignis. „Make Love not War.“ Viele von euch werden diesen Satz kennen. Er entstand 1967 und wurde von den Hippies als Slogan genutzt, als sie gegen den Vietnam- und den Kalten Krieg protestierten. Doch wie lassen sich Krieg und die Proteste gegen ihn in der Literatur darstellen? Das wollen wir in dieser Folge gemeinsam herausfinden.

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Aleppinische Buddenbrooks

Khaled Khalifa: Keiner betete an ihren Gräbern; Cover: Rowohlt

Khaled Khalifas Keiner betete an ihren Gräbern begleitet uns hinab in die liebestollen Schicksale der Bürger Aleppos. Von Narben gezeichnet sind deren Leben durch die zahlreichen Katastrophen, die das osmanische Reich, das französische Mandatsgebiet sowie das unabhängige Syrien heimsuchen. Von der Flut, dem Ersten Weltkrieg, von Hunger und Massakern, von Pest und Cholera – nichts bleibt den Menschen erspart. Doch selbst die Liebe bietet den Bewohnern des Romans keinen Halt: ein schaurig-schönes Panorama für das Leiden bietet Aleppo.

von THOMAS STÖCK

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Gedärme und abgehackte Hände

David Diop: Nachts ist unser Blut schwarz; Cover: Aufbau Verlag

In Nachts ist unser Blut schwarz erzählt David Diop von einem jungen senegalesischen Soldaten, der für Frankreich im Ersten Weltkrieg kämpft. Die Brutalität des Kriegsalltags und der Tod seines besten Freunds treiben den Protagonisten Alfa Ndiaye in einen Blutrausch, der nicht nur die feindlichen deutschen Soldaten in Angst und Bange versetzt. Der Roman überzeugt besonders durch die bisher wenig beachtete Perspektive eines sogenannten „Senegalschützen“ sowie der Thematisierung der Verknüpfungen zwischen Kolonialismus, Krieg, Gewalt, Wahnsinn und Rassismus. Das tröstet auch über langatmigere Passagen hinweg.

von CAROLIN KAISER

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Aufstieg und Fall eines Genies

Klaus Cäsar Zehrer: Das Genie; Diogenes

Klaus Cäsar Zehrers Das Genie ist mehr als nur eine Biographie über den – so heißt es – klügsten Menschen, der bislang auf diesem Planeten weilte: Der Roman ist ein ausgezeichnet recherchiertes Porträt, Abbildung der Geschichte, philosophisches Traktat und fesselnde Unterhaltung in einem. Kurz gesagt: ein wirklich gutes Stück Literatur des 21. Jahrhunderts.

von ALINA WOLSKI

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„Das Soloinstrument in der Symphonie der Sterbenden“

Philippe Claudel - Die grauen Seelen   Cover: RowohltIn einer Zeit, in der sich für die tagtäglichen Verstümmelungen und Verletzungen keine Worte, für die Toten keine Würde und keine Anerkennung mehr finden und keine überschaubare Zahl mehr nennen lässt, sind es ausgerechnet die Einzelschicksale der Hinterbliebenen, die ihre ganz eigenen, kaum zu begreifenden Katastrophen darstellen. Philippe Claudel zeichnet in Die grauen Seelen das Bild des Alltags von Menschen, die ihren Alltag durch den Krieg verloren haben.

von MELINA LOSCHEN

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Europas traumatisches Schicksal mit poetischer Kraft erzählt

COVER_Zweig_Welt von gesternWas uns Stefan Zweig in seiner großen, posthum veröffentlichten Autobiographie Die Welt von Gestern – Erinnerungen eines Europäers mitteilt, lässt sich weder als trockener historischer Bericht noch als sentimentale Zeitreise abstempeln. Die Entwicklung unseres Kontinents ist in knapp 500 Seiten dargelegt, voll von subjektiven Impressionen eines wachsamen Schriftstellerauges, frei von jeglicher Zeigefingermoral.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Auch Helden haben mal Angst…

Gabriel Chevallier - Heldenangst   Cover: Nagel & KimcheEin fast schon vergessener Erlebnisbericht über den Ersten Weltkrieg feiert in Frankreich sein großes Comeback. Gabriel Chevalliers Heldenangst wurde Ende der 1930er Jahre aufgrund seiner schonungslosen Direktheit und des bevorstehenden Krieges zurückgezogen. Nun ist der beeindruckende Text erstmals in deutscher Übersetzung erhältlich.

von LISA GLÖCKNER

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Nichts Neues, nirgends.

Peter Eickmeyer - Im Westen nichts Neues   Verlag: SplitterErich Maria Remarques Im Westen nichts Neues ist einer der angesehensten deutschsprachigen Weltkriegsromane. Peter Eickmeyer versucht ihn als Graphic Novel zu adaptieren und scheitert dabei an dem, was er am besten kann.

von CHRISTIAN A. BACHMANN

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