Fotografisches Gedächtnis

W. G. Sebald: Austerlitz; Cover: S. Fischer

W. G. Sebald steht für Foto-Text-Kombinationen wie kein zweiter Autor. In seinen Texten verhandelt der nach England ausgewanderte Schriftsteller die Bedeutung der Fotografie für das Gedächtnis. Dabei zeigt sich an den Schwarzweißfotografien das enorme Potenzial von intermedial konstruierten Erzählwerken – und das, obwohl Sebald auch die Grenzen der fotografischen Erinnerung überdeutlich sichtbar macht.

von THOMAS STÖCK

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Aus dem Süden was Neues

Goran Ferčec: Wunder wird es hier keine geben; Cover: Residenz Verlag

Goran Ferčecs Roman Wunder wird es hier keine geben ist eine dunkle Reflexion des Konflikts im ehemaligen Jugoslawien: Unstimmigkeiten in der Einheit, eine bizarre Resolution und eine unappetitliche Geschichte. Dennoch führt sie am Ende genau dorthin, wo sie hingehört.

von NICK BIBIC

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Leidenslaboratorium unter himmlischen Lichtern

"Celestial Sorrow" Foto: Laura Van Severen

„Celestial Sorrow“ Foto: Laura Van Severen

Celestial Sorrow – so heißt das Ergebnis der Kollaboration zwischen Choreografin Meg Stuart und dem bildenden Künstler Jompet Kuswidananto, das PACT Zollverein auf die Bühne gebracht hat und das im nächsten Jahr noch in Minneapolis, Gent, Wien und Berlin zu erleben sein wird. Ausgehend von Kuswidanantos Erinnerung an die Suharto-Diktatur in Indonesien, während welcher der Künstler aufwuchs, entstand eine eindrucksvolle Installation und Performance über Trauer, Schmerz und die Geister der Vergangenheit.

von SILVANA MAMMONE Weiterlesen

I AM WRITING WITH A PURE HEART

nomerMaids' "Wann hast du das letzte Mal auf der Spitze eines Berges Sex gehabt" an der Studiobühne Köln

nomerMaids‘ „Wann hast du das letzte Mal auf der Spitze eines Berges Sex gehabt“ an der Studiobühne Köln

Im Zuge des Theaterszene Europa Festivals beherbergte die Studiobühne Köln das Berliner Kollektiv nomerMaids mit ihrem Stück Wann hast du das letzte Mal auf der Spitze eines Berges Sex gehabt. Panni Néder ist nicht nur Regisseurin des Stückes, das als szenische Lesung einst seinen Anfang nahm, sondern ebenso dessen Verfasserin. Ein mitreißender Sprachfluss, der die Grenzen und utopischen Weiten von Ausdruck und Kommunikation gewitzt und zugleich tiefgründig auslotet.

von SILVANA MAMMONE Weiterlesen

„Desaströse Selbstfokussierung“ oder der Selfie-Narziss

Ramona Raabe: Das pathologische Leiden der Bella Jolie, Cover: Dittrich

Selfies sind im 21. Jahrhundert zum Bestandteil des alltäglichen Lebens geworden. In ihrem ersten Buch widmet sich die junge Autorin Ramona Raabe eben diesem Phänomen. Die thematisch längst überfällige Novelle Das pathologische Leiden der Bella Jolie über die Sucht nach der Selbstabbildung, das Einfangen des gegenwärtigen Moments und die Suche nach dem Ich besticht besonders durch den außergewöhnlichen, innovativen Aufbau.

von ALINA WOLSKI Weiterlesen

Von Junkies, Stalkern und Betrügern

cover_waldis_marktplatz-der-heimlichkeiten_piperMarktplatz der Heimlichkeiten ist weniger ein Roman als eine Sammlung von Porträts, die dem Leser wie bei einem Museumsrundgang begegnen. Die Menschen auf den Gemälden sind sehr verschieden, und doch haben alle zwei Dinge gemeinsam: Sie arbeiten für ein großes schweizerisches Medienunternehmen – und sie hüten ein Geheimnis. Niemand führt das Leben, das er vor Kollegen, Vorgesetzten oder Untergebenen präsentiert. Angelika Waldis zeigt Abgründe hinter mühsam errichteten Fassaden und beschreibt ihre Figuren so virtuos, dass der rote Faden der Handlung zwischen den Seiten verloren zu gehen droht.

von ANNA BREIDENBACH Weiterlesen

Kann man die Zeit umkehren?

Jeanette Winterson_Der weite Raum der Zeit von _KnausUnd falls ja, hieße das nicht, dass es in der vermeintlichen Kontinuität des Zeitverlaufs Brüche geben muss, Lücken, Löcher oder offene Räume? Der weite Raum der Zeit, der neue Roman der vielfach preisgekrönten Schriftstellerin Jeanette Winterson, handelt von einem solchen „Zeitloch“. Nicht weniger als 400 Jahre geht die Autorin zurück in die Vergangenheit, um uns eine erklärte „Cover-Version“ von einem der wundervollsten Shakespeare-Stücke, Das Wintermärchen, zu präsentieren.

von BERNHARD STRICKER Weiterlesen

Eisenbahnen und Holocaust

Thomas Josef Wehlim: Eisenbahnzüge Quelle: Edition Rugerup

Lars Müller hat ein Haus am Rhein geerbt. Das Haus seines Onkels ist „ziemlich viel wert“, wie sein Freund Steffen, Immobilienmakler von Beruf, sofort feststellt. Doch hinter der Tür erwartet die beiden eine Überraschung: eine Modellbahnanlage, die sich über das ganze Haus erstreckt und zum Leben keinen Platz lässt.

von PETER GOSSENS

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Der Cockring der Geschichte

Eiríkur Örn Norðdahl - Böse Cover: Tropen bei Klett-CottaDer Holocaust ist immer wieder Thema literarischer Bearbeitungen. Dass er auch die Enkelgeneration nicht kalt lässt und wie ein Sextoy und Island hiermit zusammenhängen, zeigt Böse von Eiríkur Örn Norðdahl.

von GREGOR J. REHMER Weiterlesen

Handtaschen und Holocaust

Bettina Storks - Das Haus am Himmelsrand   Cover: Berlin VerlagDer Klappentext zu Bettina Storksʼ Erstlingsroman Das Haus am Himmelsrand wirbt mit der Geschichte um ein „Geheimnis aus finsteren Zeiten und eine Liebe, die alles wiedergutmachen kann“. Nach der Lektüre des Romans wirkt dieser Teaser wie blanker Hohn. Und das nicht, weil die finsteren Zeiten nicht finster sind, sondern weil sie zu finster sind, um durch die Geschichte der oberflächlichen Lizzy Tanner wiedergutgemacht werden zu können.

von PIA ALEITHE Weiterlesen